Betrachtungen zum diesjährigen Griedeler Entenrennen von Stephan de Groote
Was wäre der Wetteraukreis ohne seine Wetter? Er hätte nicht einmal seinen Namen, sondern würde ganz anders heißen. Dabei ist die Wetter bis heute unter den Flüssen Deutschlands ein absoluter Geheimtipp geblieben. Das verwundert, weist doch die Wetter von ihrer Quelle unweit von Laubach bis zu ihrer Mündung in die Nidda in Assenheim eine durchaus veritable Gesamtlänge von über 68 Kilometern auf. Anders als viele andere Flüsse, die durch Dämme und Deich in ein enges Korsett gezwängt wurden, ist die Wetter auch bis heute ein weitgehend naturbelassener Fluss geblieben. Windungsreich schlängelt sie sich durch die Landschaft, vorbei an Streuobstwiesen, Grünlandauen, naturgeschützten Biotopen, Ufergehölzen mit Erlen, Weiden, Eschen und Pappeln und verschlafenen Fachwerk-Städtchen, mal munter vor sich hinplätschernd, mal wie ein erschöpfter Wanderer am Ende eines langen Tagesmarsches. Auch kulturgeschichtlich hat die Wetter einiges zu bieten, von altehrwürdigen Bruchsteinbrücken über klappernde Mühlräder bis hin zu den anmutigen Schlössern von Laubach und Lich. Wildromantische Schluchten muss man sich an der Wetter hinzudenken, aber mittelalterliche Burgen und Klöster nicht, denn die gibt es an der Wetter in Münzenberg und Kloster Arnsburg. Die Wetter ist der Lebensraum von Bibern, Dachsen, Störchen und der vom Aussterben bedrohten Gattung des „Hessenmädchens“, das die ebenfalls an der Wetter gelegene Licher Brauerei zu ihrem Markenzeichen erkor. Oder ist es der Eisvogel? Nicht direkt an der Wetter, aber doch in ihrem unmittelbaren Einzugsbereich liegt das kürzlich von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Butzbacher „Bahnhof-Bauensemble“. Und in Griedel gibt es eine Wohngegend (für Gutbetuchte) namens Wingertsberg, die so heißt, weil dort ehedem Wein angebaut wurde. Was hat also der Rhein, was die Wetter nicht hat? Wir wissen es nicht.
Ein besonders idyllischer Abschnitt der Wetter führt durch Griedel. Dort teilt sich die Wetter in zwei Arme, die eine etwa 400 Meter lange Insel zwischen Wetter und Mühlgraben – so benannt nach einem wuchtigen viergeschossigen Mühlenbau in Ziegelmauerwerk aus dem 19. Jahrhundert – umfließen. Überspannt wird die Wetter dort von einer mächtigen, aus Bruchsteinen gemauerten Brücke mit zwei Bögen, Wellenbrechern und Stützpfeilern aus dem frühen 18. oder sogar 17. Jahrhundert. Große Steine, Schotter und Kies, aber auch die naturbelassenen Ufer mit ihrem dichten Gehölzbestand sorgen dort für eine hohe Artenvielfalt und bieten zahlreichen Tieren Unterschlupf. Auf einem liebevoll angelegten Naturlehrpfad lässt sich all dies naturnah erkunden und erleben. Die in Griedel gemächlich vor sich hinplätschernde und wie eingeschlafen und aus der Zeit gefallen wirkende Wetter hat gewiss auch bis heute die Mentalität der Griedeler geprägt. Der „Malerwinkel“ genannte und nur einen Steinwurf von der Friedenslinde entfernte Abschnitt an der Wetter ist aber nicht nur ein idealer Platz zum Ausspannen, Grillen, den Hund ausführen oder im Wasser planschen, sondern auch Austragungsort des alljährlichen Griedeler Entenrennens. Und damit kommen wir nach dieser langen Vorrede, die die Geduld des geneigten Lesers (oder der Leserin) gewiss bereits überstrapaziert hat, nunmehr endlich zum Griedeler Entenrennen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, der sich der Verfasser dieser Zeilen in besonderem Maße verpflichtet fühlt, sei dabei gleich vorausgeschickt, dass die Idee, Plastikentchen nicht nur in der Badewanne schwimmen zu lassen (und dazu „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“ zu trällern), sondern mit ihnen auf einem fließenden Gewässer vor großem Publikum Rennen auszutragen, nicht in Griedel geboren wurde, sondern – wie so vieles – in Griedels großer Bruderstadt Butzbach. Dort waren die Vorbereitungen für ein Entenrennen auch bereits sehr weit gediehen, bis jemand den Butzbachern steckte, dass durch ihre Stadt gar kein Fluss oder Bach fließt. So nutzte denn Griedel erstmals 2006 seinen natürlichen Standortvorteil. And the rest is history, um es mit den Worten von Arnold Schwarzenegger zu sagen. Seitdem entwickelte sich das alljährliche Griedeler Entenrennen zu einem Anziehungspunkt für Besucher von nah und fern und zu einem der Highlights in unserem heimatlichen Festkalender, am vergangenen Sonntag wurde es bereits zum 11ten Mal in Folge ausgetragen. Während es bei dem letztjährigen Entenrennen noch in Strömen regnete, hatte diesmal der Wettergott ein Einsehen. Sicherlich auch begünstigt durch den strahlenden Sonnenschein und die hohen Temperaturen hatten sich wieder geschätzte 2.000 Besucher an den Gestaden der Wetter eingefunden, im Vorfeld der Rennen waren diesmal über 1.200 „Entenaktien“ verkauft worden. Die „Aktionäre“ taten damit auch ein gutes Werk, denn wie jedes Jahr kommt auch diesmal wieder der Reinerlös des Entenrennens der Jugendarbeit des TSV Griedel zugute. Und so trägt auch das Entenrennen wieder dazu bei, dass das Vereinsleben in Griedel so bleibt, wie es ist, nämlich höchst vielfältig und lebhaft und getragen von dem Engagement vieler Sponsoren, Ehrenamtlicher und Helfer. Pünktlich um 11 Uhr 30 eröffnete Marc Olaf Kaiser die Veranstaltung, durch die er wie schon in all den Jahren davor als Conférencier mit der ihm eigenen charmanten und eloquenten Art führte. Auch auf seine Versicherungen ist stets Verlass. Zunächst gingen die Riesenenten an den Start, die von heimischen Kitas und Grundschulklassen mit sehr viel Liebe zum Detail kunstvoll ausstaffiert und geschmückt worden waren. Angefeuert von den Kindern, ihren Eltern und Erziehern setzte sich nach einem dramatischen Rennverlauf, bei dem Unterströmungen und Winde den Rennverlauf ein ums andere Mal komplett auf den Kopf stellten, die Ente der Klasse 3b der Butzbacher Grundschule durch, sie konnte hocherfreut den Hauptgewinn – einen Besuch des Mathematikums in Gießen – in Empfang nehmen. Weitere Preise für die Kleinen waren eine Waldwanderung mit Klaus Müller, Besuch des Hessischen Landtages, Frühstück bei der Metzgerei Kopf, Besichtigung bei Eis Görlach, Besichtigung der Quarzwerke, Betriebsführung bei Holz Werner, Besuch des Hallenbades und Museums in Butzbach und Essen bei Burger King. Die Sponsoren Opti Wohnwelt, Nordschrott, Volksbank Butzbach, Sparkasse Butzbach, O2 und Geschenke Wunderland haben weitere Preise zur Verfügung gestellt. Danach galt es, aus dem Teilnehmerfeld von über 1.200 Enten in einem Vorrennen die 100 Finalisten zu ermitteln. All diese Enten auf einmal mit Hilfe eines Krans in die Wetter zu kippen, war eine logistische Meisterleistung, die die Fa. Kran Burgard wie gewohnt hochprofessionell bewältigte. An Hochspannung und Dramatik stellten die Rennen fast alle Spiele der diesjährigen Fußball-EM in den Schatten. Die zehn Siegerenten mussten sich dann noch einem Dopingtest unterziehen. Dann stand das offizielle Ergebnis fest. Der Hauptgewinn – eine vom Handballförderverein und AS Touristik gestiftete Reise im Wert von 1000,00 € - und damit auch der Titel des diesjährigen Griedeler Entenkönigs ging an Maxi Deines aus Münzenberg, der zweite Platz – ein Porsche für ein Wochenende von der Firma Fleetpool ging an Eva und Dieter Schmandt aus Muschenheim, auf den dritten Platz kam Katharina Lippel aus Griedel als Gewinnerin eines Wochenendes in Erfurt. Alle weiteren der insgesamt hundert Preise aufzuzählen – denn jeder Final-Teilnehmer wurde mit einem Preis bedacht -, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen. Auch wenn dies gewiss ungerecht gegenüber Sponsoren ist, deren Preis hier unerwähnt bleibt, sollen daher an dieser Stelle nur einige wenige beispielhaft aufgezählt werden: Metallhandel GmbH, O2, Telekom, Gerhardt Bauzentrum, Tanzschule Müller, Optik Exeler, Vitalis und viele andere mehr. Der Verfasser dieser Zeilen durfte sich über den Gewinn eines Korkenziehers freuen, von dessen einwandfreier Funktionstauglichkeit er sich auch vor und während der Abfassung dieses Berichts überzeugen konnte.
Der große Dank aller Beteiligten gebührt unserem Landtagspräsidenten Norbert Kartmann und unserem Bürgermeister Michael Merle, die das Entenrennen wieder als Schirmherren unterstützten, Norbert Kartmann sogar von Anbeginn an, also bereits zum 11tel Mal in Folge. Auch ihre sympathischen Grußworte kamen bei den Besuchern des Entenrennens gut an. Gar nicht genug gedankt werden kann auch wieder den Sponsoren, ohne deren Großzügigkeit und Einfallsreichtum bei der Auswahl der gestifteten Preise noch kein einziges Entenrennen hätte abgehalten werden können. Hauptsponsor des diesjährigen Entenrennens war die Zurich Filialdirektion Kaiser&Rausch aus Friedberg, Premiumsponsor des Hauptrennens das Gerhardt Bauzentrum aus Butzbach. Weitere Sponsoren waren: Gaststätte Zur Friedenslinde, Maniküre Beauty&Nail, El Sol und Piazza di Spagna aus Bad Nauheim, La Piazza und Rossbrunnen aus Butzbach, Eis Dolomiti aus Bad Nauheim, Havanna Bar Butzbach und Imbiss Hofmann aus Butzbach. Und wenn jetzt der eine oder andere Sponsor ungenannt geblieben sein sollte, liegt dies allein an der Schusseligkeit des Verfassers dieses Berichts, es schmälert aber nicht im Geringsten den tief empfundenen Dank, des Handballfördervereins des TSV Griedel e.V. und sein „kleiner Bruder“, der Fun for Youngsters e.V., allen Sponsoren schulden. Enorm um das Entenrennen verdient gemacht haben sich auch wieder die vielen ehrenamtlichen Helfer, die alles auf- und abbauten und sauber hielten, für die Sicherheit auf dem Gelände und entlang der Rennstrecke sorgten (es sollte ja niemand ins Wasser fallen und es so den Enten unfreiwillig gleichtun) und die Besucher mit Getränken und selbst zubereiteten Speisen versorgten.
Bürgermeister Michael Merle, Schirmherr des Kinderrennens, begrüßt die zahlreichen Zuschauer.
Der Schirmherr des Griedeler Entenrennens, Landtagspräsident Norbert Kartmann (Mitte) zusammen mit dem 1. Vorsitzenden des Handballfördervereins Jürgen Weiß (rechts) und dem 2. Vorsitzenden, Marc-Olaf Kaiser.
Stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Helfer beim Griedeler Entenrennen, das Kuchenteam mit Jasmin Yilmaz, Jasmin Scheffer, Dilara Yilmaz und Jutta Weiß.
Die Siegerente mit der Nummer 1205 von Maxi Deines schleppt sich mit Schlagseite ins Ziel und gewinnt den Hauptpreis.